Adipositaschirurgie: Warnung vor der Euphorie

Operationen, die krankhafte Fettleibigkeit beseitigen, erleben einen Boom. Doch es gibt auch mahnende Stimmen: Denn mit dem Skalpell lösen sich nicht alle Probleme.

Immer mehr stark Übergewichtige lassen sich ihren Magen verkleinern und ihren Darm verkürzen – in der Hoffnung auf ein neues Leben ohne Übergewicht und ohne Diabetes. Einer großen Studie zufolge, deren Ergebnisse gerade veröffentlicht wurden, sind solche "bariatrischen Operationen" zur Behandlung extremer Fettleibigkeit zwar durchaus erfolgversprechend: überschüssige Pfunde schmelzen und auch ein Typ-2-Diabetes, der vor der Operation bestanden hat, bildet sich bei vielen Patienten zurück.

Doch auch wenn die meisten der in der Studie befragten Patienten angaben, dass sie sich jederzeit wieder für den Eingriff entscheiden würden,  berichteten doch überraschend viele von teilweise gravierenden Auswirkungen der Operation. Darauf weist Professor Norbert Hermanns vom Forschungsinstitut der Diabetes Akademie Bad Mergentheim in der Fachzeitschrift Der Diabetologe hin.

 

Fast alle Patienten hatten nach der Operation Magen-Darm-Beschwerden wie Schmerzen, Erbrechen oder Verstopfung. Rund die Hälfte war frustriert über die Einschränkungen bei der Ernährung oder klagte über Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Einige gaben sogar an, als "Nahrungsersatz" vermehrt Alkohol zu komsumieren oder sogar zu Rauschmitteln wie Cannabis zu greifen, so Hermanns.

 

Alkohol und Cannabis statt Ess-Sucht?

51 Prozent der befragten Frauen (die Teilnehmer der Studie waren überwiegend weiblich)  gaben an, im vergangenen Monat mindestens einen "Fress-Anfall" gehabt zu haben; viele hatten zudem Schuldgefühle, wenn ihr Gewicht stagnierte oder sie sogar wieder zunahmen. Oft beklagt wurde die mangelnde psychosoziale Unterstützung bei diesen Problemen.

 

Hermanns fordert Studien, um die psychologischen und sozialen Konsequenzen bariatrischer Operationen, wie Wohlbefinden, Depressivität oder Essverhalten, sorgfältig zu untersuchen. Dringend müsse außerdem geklärt werden, welche Patienten in welchem Alter und mit welchem Übergewicht dauerhaft von welche Operationsmethode profitieren. Bis dahin, so Hermanns, sollte die Entscheidung für solche Eingriffe eher zurückhaltend getroffen und auf Patienten mit massivem Übergewicht beschränkt werden. Außerdem sei es wichtig, dass solche Operationen ausschließlich an spezialisierten Zentren erfolgen, wo ein strukturiertes Nachsorgeprogramm angeboten wird, das neben den mediznischen Nebenwirkungen auch die psychosozialen Auswirkungen einbezieht.

 

Quelle:

AB/www.diabetes-ratgeber.net, 19.11.2010, W&B/Bernhard Limberger

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